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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 13/14
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0433

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Ausheilungen

[tellung in der Kunftßalle das giel, das dem
Künftler vorgefcßwebt bat, nur ganz entfernt
geahnt werden kann, fo wird doch jeder nur
einigermaßen Pbantafiebegabte ficb an diefen
Einzelftüdren die Klirkung eines Poelzigfcßen
Kuppeifaaies ausdenken können.
Ganz anderer Art ift die Klirkung der großen
Baukeramiken, die die „Großßerzoglicße
Majolika-Manufaktur Karlsruhe" aus-
[teilt. Große, rußige Flächen, die in milden, gebro-
chenen Farben [cßimmern, davor nur lei[e bewegte
Figuren, [anft, fa[t abweßrend in ißrer rußigen
Geßaltenßeit, das i[t der Faffadenfcßmuck des
Kunftmeffebaues Dülk in der Ritterftraße in Berlin,
den im gufammenarbeiten mit Bruno Paul der
BiidßauerKIiliy Scßade gefcßaffen ßat. Mäßigung,
Beruhigung ßier, gegenüber dem jäß Aufraufcßen-
den der Poelzig[cßen Arbeiten. — Der neuen
Direktion, die [eit etwa einem halben Jahre erft
in Karlsruhe bemüht i[t, aus kleinbürgerlicher
Äng[tiicßkeit heraus zu Qualitätsarbeiten er[ten
Ranges zu kommen, i[t es bereits gelungen,
namßafte Künftier an [icß zu fejfeln. Adelbert
Niemeyer ßat Va[en, Töpfe. Scßreibzeuge ent-
worfen, die in [cßlicßten Formen Rettung vor
überladenem Ornamentkitfcß [ucßen. Von Paul
Scßeuricß fallen vor allem vier Klandteller auf,
die mit figürlichen Szenen bemalt find, gwei
Öfen von Friß Auguft Breußaus find befonders
[cßön in ißrer weicßen, zarten Farbigkeit. Ein
Brunnen und große Reliefs von Jofef Klackerle
zieren das Veftibül der Kunftßalle. — Aus der
früßeften geit der Manufaktur find Original-
teller und Kacßeln ißrer Gründer Klilßelm Süs
und Fjans Tßoma und Originalarbeiten der Bild-
hauer K. M. Klürtenberger und Klilßelm Link zu-
[ammengebracßt.
Die beften Leitungen auf dem Gebiet der Ma-
jolika find aber nicht in den Räumen der Karls-
ruher Manufaktur zu finden, [o beachtenswert
deren Erzeugniffe auch an [icß [ind. Man muß
[ie in einem befonderen Saal [ucßen, der dem
Karlsruher Keramiker Prof. Max Läuger ein-
geräumt ift. Läuger arbeitet für [icß, an keine
Manufaktur gebunden, [tili und unbeachtet, mit
einer gärtlicßkeit dem Material gegenüber, die
ißn zum Dichter macht. Seine Urnen und Vafen,
[eine Kacßeln und Schalen [ind mit unfagbarer
Liebe geformt und geziert; die kleinen Figürcßen
von Seegöttern, die auf Delphinen reiten, von
Nixen, die eben aus dem Meere auftauchen, [ind
überrafcßend in ißrer [taunenden Traurigkeit, ein
Volk, das, wie der Meifter felbft, weltfern ein
verftecktes Dafein führt und wie durch Märcßen-
zauber gebannt ift. Klie Scßlinggewäcßfe auf
einem [cßlafenden Klaldfee ranken [icß die Blatt-

ornamente auf [einen Vafen, wie die Strahlen
der Abendfonne leuchten die Reflexe der [übrigen
Glafur darüber hin. Eine Kielt des Füßlens und
Erlebens trennt diefe Meifterwerke von denen
Poelzigs; von Grund aus anders geartet [ind [ie,
aber darum nicht weniger [tark und vollendet.
Der 18 Seiten [tarke Führer durch die Aus-
heilung enthält vier Beiträge, die ißn für weitere
Kreife lefenswert machen. Direktor Dr. Friß
Klicßert legt „zur Einführung" die grundfäßlicßen
Erwägungen klar, die ißn zur Veranftaltung diefer
großen Schau geführt haben. Einmal [oll — dem
didaktifcßen Charakter der Mannheimer Aus-
heilungen überhaupt entfprecßend — das Publi-
kum angeregt werden, [icß an muftergültigen
Beifpielen über das Material und [eine Bedingt-
heit klar zu werden; es [oll feßen lernen. gum
andern aber [oll auch der wiederaufftrebenden,
kämpfenden Induftrie damit gedient werden, die
[icß mit den Künftlern verbunden ßat, um das
Bedürfnis nach Qualitätsarbeit befriedigen zu
können. Befonders intereffant [ind die Aus-
führungen Poelzigs felbft, der [icß an zweiter
Stelle in temperamentvoller Kleife mit dem ge-
[amten Kunftgewerbe auseinanderfeßt: „Die Tra-
dition ift futfcß, der Mut ift futfcß, die Form i[t
futfcß, die Scßönßeit i[t futfcß!" — Dr. Fraenger
[cßreibt „über die Jugend der Keramik". Er
füßrt aus, wie durch das Aufkommen des
Porzellans die Majolika immer meßr verdrängt
und ßerabgewürdigt worden ift, bis man
[eit Beginn des 20. Jahrhunderts wieder ißren
künftlerifcßen und praktifcßen Klert erkannt ßat.
Eine kurze Cßarakteriftik der Beftrebungen der
Karlsruher Manufaktur gibt diefem Auffaß die
Bedeutung einer Einführung in die Karlsruher
Abteilung der Ausftellung. In gleicher Kleife
würdigt Dr. Fjartlaub zum Schluß das Schaffen
Max Läugers, des Einfamen, der eine Vafe oder
Scßale für wert hält, Träger perfönlicßften Füß-
lens und Erlebens zu [ein.
Der Führer ift durch die Kunftßalle zu be-
ziehen, die Ausftellung [oll bis zum September
geöffnet bleiben. Str.
Bafel
Der Bafeler Kunftverein ßat nach einer
längeren Paufe wieder eine kleine Sonderaus-
[tellung veranftaltet, die der Malerei des 18. Jahr-
hunderts gewidmet ift und in deren Mittelpunkt
einerfeits die Kunft der Lagune, andererfeits Paris
fteßen. Fjier fießt man von Guardi zwei [eßr
typifcße Bilder und einen etwas derberen Pietro
Longßi, zwei cßarakteriftifcße Gemälde von
Giovanni Battifta Tiepolo, eine Dornen-
krönung und eine Getßfemanefzene, die die

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